Beelitz: Erstes ZuhauseKraftwerk Brandenburgs ging am Tag der erneuerbaren Energien in Betrieb
Zum Tag der erneuerbaren Energien am 28.04.2012 hatte die ARGE erneuerbare Energien Potsdam Mittelmark (Sprecherin: Dr. Elke Seidel) gemeinsam mit der LichtBlick AG und den Gebäudeeigentümern in die (ehemalige) alte Molkerei in der Beelitzer Clara-Zetkin-Straße eingeladen. Auch das Bilderbuchwetter hatte interessierte Beelitzer und Gäste von außerhalb nicht davon abgehalten, den Beiträgen zu moderner Energieerzeugung und intelligenter Energieeinsparung zu folgen.
In Beelitz-Heiltätten – so Elke Seidel – gab es schon 1898 das erste Blockheizkraftwerk Deutschlands. Seit 2004 erzeugt in Beelitz die erste Bürgersolaranlage im Land Brandenburg Strom und nun gibt es in hier das erste ZuhauseKraftwerk Brandenburgs. Die Teilnehmer konnten es im Keller des Gebäudes besichtigen. Überraschend war, wie leise es im Betrieb läuft. Die ZuhauseKraftwerke springen jedoch nur an, wenn im großen Netz Strom fehlt. Gesteuert wird von der LichtBlick-Zentrale in Hamburg aus über Mobilfunk oder DSL-Anschluss an Hand von Wetterdaten und Strompreisen. Ausfälle bei Wind- oder Sonnenstrom können so ausgeglichen werden. Die bedarfsgerechte Wärmeversorgung in den Gebäuden der Hauskraftwerke wird über ausreichend große Speicher im Heizungsraum gesichert. Wenn eine Vielzahl solcher ZuhauseKraftwerke mit Wind- und Sonnenstrom verknüpft werden, wird der Neubau großer Grundlastkraftwerke künftig überflüssig. Die Bereitstellung des „Schwarmstroms“ aus den kleinen Kraftwerken in der Region wird als wirtschaftlich eingeschätzt, da in Nachfragespitzen der Strompreis am Markt vergleichsweise hoch ist.
Rainer Szieleit, Regionalleiter der LichtBlick AG ging bereitwillig auf die Fragen der Teilnehmer zu wirtschaftlichen und technischen Details ein (siehe auch http://www.lichtblick.de/h/ZuhauseKraftwerk_285.php). Ziel sei, in der Perspektive 100.000 solche dezentralen Kraftwerke (entspricht 2000 MW) zu betreiben. Sobald es technisch möglich ist, könne auch Biogas als Energieträger genutzt werden.
Wolfgang Lorenz von der Kreisverwaltung Potsdam-Mittelmark informierte, dass für den Landkreis 2009 eine 0-Emissionsstrategie beschlossen wurde. Ohne die Beteiligung der Bevölkerung könne der notwendige Strukturwandel nicht erreicht werden. Der Agenda-21-Preis des Landkreises wird 2012 als Innovationspreis Erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe vergeben. Der Landkreis sieht sich als Mittler bei der Unterstützung von Initiativen und will in seinen eigenen Liegenschaften die Energiewende voranbringen.
Wie die Kraft-Wärme-Kopplung durch die höhere Energienutzung (bis über 90 %) im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken zur Energiewende beiträgt, erläuterte Marcel Krenzin vom BHKW-Forum e.V. (www.BHKW-Forum.de) in einem engagierten Beitrag.
Wie Energieberatung Voraussetzungen für ein intelligentes Handeln schafft, unterstrich Helmut Schroedter (Ing.büro für unabhängige Energieberatung, Michendorf): Um die Energiekosten zu senken, gelte es bei allen technischen Geräten im Haushalt auf den Verbrauch zu schauen, insbesondere wenn Neuanschaffungen bevorstehen. Es gab Hinweise zum richtigen Lüften, zum Einsatz von Dämmstoffen, der energetischen Sanierung von Gebäuden und vielem mehr.
Alles in allem eine gelungene Veranstaltung, wozu nicht zuletzt auch die Gelegenheiten für Gespräche mit den Veranstaltern und unter den Teilnehmern sowie die vor der alten Molkerei aufgebauten Stände mit Informationsmaterial beitrugen.
Gerold Fierment, Brandenburg 21 e.V.
Foto Alte Molkerei Beelitz: Enrico Bellin