Aktionsbündnis Agrarwende Berlin-Brandenburg gegründet
Am denkwürdigen 9. November haben sich Verbände der Landwirtschaft, des Umwelt- und Naturschutzes, lokale Bürgerinitiativen sowie andere zivilgesellschaftliche Kräfte und Initiativen zum Aktionsbündnis Agrarwende Berlin-Brandenburg gegründet. Unter dem nachdrücklichen Beifall der mehr als 200 Tagungsteilnehmer beurkundeten 34 Gründungsorganisationen mit ihrem Logo und der Unterschrift auf dem Gründungsbanner ihre Mitgliedschaft im Aktionsbündnis und bestätigten damit auch das Gründungspapier. Das Bündnis fordert einen grundsätzlichen Systemwechsel in der Agrarpolitik des Landes Brandenburg, des Bundes und der EU.
Einführend erläuterten Vertreter der drei Initiativgruppen (Sascha Philipp, FÖL; Thomas Volpers, BUND; Sybilla Keitel, BI Kontra Industrieschwein Haßleben) ihre Motivation, zur Gründung dieses Bündnisses aufzurufen und benannten dabei gravierende Systemfehler der hiesigen wie der globalen Landwirtschaft. Kritisiert wurde der Wahnsinn der weltmarktorientierten Geflügel- und Schweinehaltung, das Abholzen des tropischen Regenwaldes zum Futteranbau für unseren Fleischkonsum, den zunehmenden Anbau von Energiepflanzen und die damit einhergehenden dramatischen Verluste der Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt auf den Äckern. Anschließend rief Martin Häusling, MdEP und Landwirt, die Politik auf, diese Probleme zu lösen und wünschte dem Aktionsbündnis, von dem er sich eine Ausstrahlung auf ganz Ostdeutschland erhofft, viel Kraft. Michael Wimmer, FÖL und einer der Sprecher des Aktionsbündnisses, warb um mehr Verständnis bei den Städtern für die Anliegen der Landwirtschaft. Gleichzeitig machte er aber deutlich, dass die Zivilgesellschaft das Recht und die Pflicht hat, sich in die agrarpolitische Diskussion einzumischen. Besonders augenfällig sei dies bei den Massentierhaltungsanlagen, die in Brandenburg gerade wie Pilze aus dem Boden schießen. Es sei daher ein Anliegen des Bündnisses, die immer mehr entstehenden Bürgerinitiativen in ihrem Kampf gegen die meist ortsfremden Investoren mit ihren geplanten Massentierhaltungsanlagen in Brandenburg tatkräftig zu unterstützen. Wimmer sieht das Bündnis als Vertreter der Interessen der Mehrheitsgesellschaft an gesunden Lebensmitteln und kündigte an, die Diskussion in aller Öffentlichkeit zu führen. Er warb zugleich um den bäuerlichen Berufsstand: „Wir wollen den Berufsstand schützen – auch vor sich selbst“ und lud unter diesem Gesichtspunkt den Bauernverband ein, gemeinsame Ziele zu verfolgen. Wimmer kündigte an, dass sich das Aktionsbündnis mit kreativen Protesten zu Wort melden wird, u.a. bei den Agrarministerkonferenzen, für die Brandenburg 2014 Gastgeber ist. Als erste öffentliche Aktion wird sich das Bündnis an der Großdemonstration „Wir haben es satt“ zur Internationalen Grünen Woche beteiligen.
MP+Ft