Nachhaltigkeitsrat: Energie sparen – versuche es mit Genügsamkeit!
„Für die deutsche Energiewende speisen Firmen Ökostrom ins Netz, entwickeln Ingenieure effizientere Geräte. Doch das reicht nicht, zeigt ein Team aus renommierten Forschern. Sie sagen: Der Verbrauch muss herunter. Kommunen können dabei eine entscheidende Rolle spielen, zum Beispiel beim Bauen und Wohnen“ - ist auf der Webseite des Nachhaltigkeitsrates zu lesen.
Nach den Aussagen der Studie „Energiesuffizienz - Strategien und Instrumente für eine technische, systemische und kulturelle Transformation zur nachhaltigen Begrenzung des Energiebedarfs im Konsumfeld Bauen / Wohnen“ ließen sich in den privaten Haushalten knapp 80 Prozent Strom sparen, Heizwärme zudem. Das erklären Wissenschaftler rund um Lars-Arvid Brischke vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, kurz ifeu im Interview. Voraussetzung: Die Politik denkt um. „Bisher glaubten viele, man könne einen niedrigeren Energieverbrauch nur durch bessere Technologien und höhere Wirkungsgrade erreichen“, erklärt Brischke: „Es braucht aber Suffizienz“, eine Art neue Genügsamkeit, einen anderen Umgang mit Energie und Technik“.
Bisher hätten solche Vorschläge vor allem für eines gesorgt: Abwehr. Schnell ist von Verzicht die Rede. Doch das sei „falsch“, sagt Brischke. Es gehe darum, „das richtige Maß zu finden, überdimensionierte Technik zu vermeiden und Alltagsroutinen so zu verändern, dass weniger Energie gebraucht wird.“ Brischke hat sich zusammen getan mit Experten vom Wuppertal Institut, dem Design Research Lab der Universität der Künste Berlin und der Forschungsstelle für Nachhaltigkeit und Klimapolitik Leipzig. Gemeinsam haben sie jetzt erstmals am Beispiel Wohnen gezeigt, was Suffizienz konkret bedeutet und wie sie gefördert werden kann.
Nach der Studie ist „Energiesuffizienz … eine Strategie mit dem Ziel, die aufgewendete Menge an technisch bereitgestellter Energie durch Veränderungen des Techniknutzens und weiterer Nutzenaspekte auf ein nachhaltiges Maß zu begrenzen oder zu reduzieren“. Mittels der Ergebnisse umfangreicher Befragungen und an Hand von Praxisbeispielen wird in der Studie gezeigt, wieviel Energiesuffizienz möglich ist und mit welchen Mitteln (Methoden und Politikansätzen) die Transformation zu einem energiesparenden Verhalten möglich wird.
In den abschließenden Schlussfolgerungen wird in der Studie ausgeführt: „Suffizienz, das konnte gezeigt werden, erfordert neue Forschungsansätze, Herangehensweisen und Denkansätze. Nur durch ein Zusammendenken von sozialen, ökologischen, ökonomischen und technischen Aspekten können die Entwicklung und Diffusion von neuen Praktiken und entsprechende Veränderungen in Rahmenbedingungen gelingen. Langfristig ist für die sozial-ökologische Transformation eine systematische und breite Verankerung von (Energie-)Suffizienz im politischen Instrumentarium notwendig (Mainstreaming von Suffizienz). So kann eine Kultur der Suffizienz als eine der tragenden Säulen einer nachhaltigen Entwicklung etabliert werden. Wichtig dafür ist Suffizienz als handlungsleitendes Prinzip, das auf ein Optimum oder das Notwendige statt auf das Maximum zielt, zu verstehen.“
Ft.