Europa braucht eine Leitidee der Nachhaltigkeit.
Der Journalist Jörg Staude hat mit Michael Müller, SPD-Vordenker und Mitglied des Herausgeberrats von „Klimareporter“ gesprochen: Der Schutz des Erdsystems muss integraler Bestandteil der Wirtschaftspolitik werden. Europa braucht eine Leitidee der Nachhaltigkeit und nicht der militärischen Stärke. Michael Müller war als SPD-Politiker bis 2009 Parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium und ist heute Bundesvorsitzender der Naturfreunde Deutschlands.
Auf die Frage, wie es nach der Wahl von Joe Biden zur US-Präsidenten mit dem Klimaschutz weitergeht, antworte Müller u.a.: „Das Kernproblem bleibt: Welche Antwort gibt eine linke oder zumindest linksliberale Politik auf die großen Umwälzungen und Gefahren unserer Zeit? Wie sieht die Alternative zu einem autoritär-technokratischen Herrschaftsmodell aus? Die Frage stellt sich auch nicht nur an die USA, sondern auch bei uns in der EU und in Deutschland. Das Anthropozän, das Zeitalter der Menschenwelt, macht den grundlegenden Perspektivwechsel noch drängender.
Ein ökologischer New Deal macht – anders als ein nur ökologischer Deal – eine weitergehende "Disziplinierung wirtschaftlicher Freiheit" (Franklin D. Roosevelt) notwendig, nämlich eine soziale und ökologische Disziplinierung. Der ökologische New Deal muss von den Tragfähigkeitsgrenzen des Erdsystems ausgehen. Das erfordert eine radikale Kehrtwende ….“
Quelle: Klimareporter, Müllers Woche, 08. November 2020