Smarte Autos als elektrische "Sprit"-Schlucker
Eine "intelligente" Autowelt mit fahrerlosen E-Mobilen ist beim Energieverbrauch nicht von vornherein effizienter als die bisherige. Das untermauert eine neue Studie des Thinktanks Agora Verkehrswende.
Kein "Kavalierstart" an der Ampel mehr, ruhiges, gemächliches Fahren statt Rasen, Tempolimits und Abstände werden strikt eingehalten: Verkehrsexperten hoffen, dass die aus dem Zusammenspiel von E- und Roboautos entstehende smarte Autowelt künftig großen Nutzen für mehr Verkehrssicherheit und mehr Klimaschutz bringt.
Jörg Staude und Joachim Wille beschreiben in „klimareporter“ vom 20.01.2021 Inhalte einer jetzt veröffentlichten Studie "Auto tankt Internet" des Thinktank Agora Verkehrswende. Es wird für möglich gehalten, dass computergestützte Autos durch harmonisiertes Fahren und einen besseren Verkehrsfluss mehr Energie sparen, als der Aufwand zum Datenaustausch kostet, um den menschlichen Fahrer zu ersetzen.
Zumindest bei der Energieeinsparung können die Vorteile aber auch leicht wieder zunichtegemacht werden. Das hat vor allem zwei Gründe: Die Fahrleistung der Pkw könnte dank der bequemen Nutzbarkeit steigen, außerdem sind für den nötigen Datenaustausch der "Autonomen" gigantische Energiemengen nötig.
Konkret könnte 2050 der Effizienzgewinn der smarten Autos gegenüber heutigen Fahrzeugen bei vier bis zehn Prozent liegen, gibt die vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) erstellte Untersuchung an.
Ein Plus von vier bis zehn Prozent innerhalb der nächsten 30 Jahre ist recht wenig – und dieses schmilzt auch schnell dahin, ändern sich die Rahmenbedingungen nur ein wenig. So gehen die Prozente schnell verloren, wenn die Autos mehr gefahren werden. Bereits ab einem Anstieg der Pkw-Fahrleistung um ein bis 2,6 Prozent pro Jahr wäre die Gesamtenergiebilanz des automatisierten und vernetzten Fahrens im Jahr 2050 negativ, bilanziert die Studie.
Hingewiesen wird auch auf die mit dem autonomen Fahren verbundene Datenflut: Die Effizienzgewinne wären auch weg, sobald pro Auto Daten von mehr als 800 Gigabyte in der Stunde übertragen werden.
Auch aus Sicherheits- und Kostengründen sei es sinnvoll, wenn Fahrzeuge weitgehend unabhängig von Datenverbindungen mit Schildern, Ampeln und Straßen fahren könnten.
Des Weiteren treibt den Thinktank die Sorge um, dass das autonome Fahren wegen der hohen Bequemlichkeit sogar zu mehr Verkehr führt. Er empfiehlt daher, die selbstfahrenden Pkw in erster Linie gemeinschaftlich zu nutzen und gut in den öffentlichen Verkehr zu integrieren. Das Auto der Zukunft solle das Angebot von Bussen und Bahnen ergänzen. An Energie und Daten nutze ein solches Auto so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Quellen: Newsletter klimareporter kompakt, 22.01.21/Jörg Staude und Joachim Wille: Smarte Autos als elektrische "Sprit"-Schlucker; Klimareporter, 20.01.2021